Kobyla

Am See mit der Stute von Majdanek. Wir interviewten Benjamin Bex* zur KZ-Aufseherin Hermine Braunsteiner-Ryan und zeigen Dokumente aus ihrem Privatleben.

stute

 

Fotos: Benjamin Bex

Wie und wo haben Sie die Fotografien und Dokumente gefunden?

In der Wohnung meiner Mutter, im Januar 2013. Ich half ihr beim Umräumen und Ausmisten. Ohne mein Interesse wären sie sehr wahrscheinlich im Müll gelandet. Erst war nur von einem Brief die Rede. Aber tatsächlich fanden sich obendrein noch eine Weihnachtskarte mit Briefumschlag und vier Fotografien, eine davon von einem professionellen Fotografen aufgenommen.

 Woher haben Sie gewusst, dass es sich um wichtige historische Dokumente handelt? Konnten Sie die Dokumente gleich zuordnen?

Meine Mutter hat mir von ihnen – also zuerst nur von dem Brief und deren Verfasserin erzählt: Hermine Braunsteiner. Ich wußte bereits ein paar Jahre vorher vage von meiner Mutter von jemandem im Freundeskreis der Familie, die in und neben ihren Funktionen in Konzentrationslagern im Dritten Reich notorisch gewesen sein soll.

Was haben Sie gemacht, nachdem Sie die Fotos entdeckt hatten?

Erst habe ich meine Mutter wochenlang ausgefragt, über alles Mögliche, was sich noch in ihrem Wissen und ihrer Erinnerung befinden konnte – sie hat Hermine Braunsteiner schließlich selber ein paar Mal getroffen, als heranwachsendes Mädchen.

Des weiteren habe ich natürlich alle mir zu dem Zeitpunkt auffindbaren Quellen im Web eingesehen. Dass Der Vorleser von Bernhard Schlink ein bekanntes Buch ist und Braunsteiner ihm als eine Art Vorlage für die Hauptprotagonistin gedient hat, war offensichtlich, wusste ich aber nicht. Ich kannte das Buch bis dahin nicht. Die ersten, die ich kontaktiert habe und die auch sofort Interesse gezeigt haben, war das österreichische Magazin NEWS, dass eine große Zirkulation hat. Nach dem Interview mit dem NEWS-Journalisten in der Wohnung meiner Mutter überließ er mir seine ganzen Kopien der Zeugenaussagen aus den verschiedenen Gerichtsverfahren gegen Braunsteiner, die er sich aus dem Simon-Wiesenthal-Archiv in Wien beschafft hatte. Dann meldete sich eine Historikerin bei mir, die ein Buch über Aufseherinnen im Dritten Reich herausgebracht hatte und das auch Braunsteiner als Abhandlungssubjekt beinhaltet. So hat sich mein Wissen durch die Auseinandersetzung mit der Person Braunsteiner nach und nach verdichtet. Selbst vor ein paar Tagen, also Ende April 2015, hat sich erst wieder jemand gemeldet, eine Doktorandin aus Salzburg und bat um Mithilfe für ihre Arbeit.

Können Sie etwas zu Hermine Braunsteiners Lebensgeschichte sagen?

Hermine Braunsteiner wuchs in ärmlichen Verhältnissen am Rande von Wien auf. Die Straße, in der ihr Haus stand und wohl immer noch steht, befindet sich auf einer Anhöhe zum Wienerwald. Braunsteiners Vater war Metzger. In Wien arbeitete sie zeitweilig in einer Brauerei, ohne gute finanzielle Aussichten, weshalb sie unter anderem nach England ging, wo sie als Haushaltsgehilfin tätig war und schließlich in dem Heinkel Flugzeugwerk im Umland von Berlin landete.

Und wie kam es, dass sie im Nationalsozialismus aktiv wurde?

Durch ihren damaligen Vermieter, einem Polizisten und Nationalsozialisten, während ihrer Tätigkeit im ernst Heinkel Flugzeugwerk. Bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen sollen wohl weitere Anreize gewesen sein, das nicht unweit gelegene KZ Ravensbrück zu ihrem neuen Arbeitsort zu bestimmen.

Brief verfasst von Hermine Braunsteiner-Ryan aus dem Nassau County Gefängnis, USA, 1973

Brief verfasst von Hermine Braunsteiner-Ryan aus dem Nassau County Gefängnis, USA, 1973 — Zur Abschrift

Welchen Werdegang nahm Hermine Braunsteiner innerhalb des NS-Apparats?

Sie war von 15. August 1939 an Aufseherin im Konzentrationslager Ravens- brück, wo sie 1941 Leiterin der Kleiderkammer wurde. Sie ließ sich 1942 nach Majdanek, diesmal ein Konzentrations- und Vernichtungslager, in Polen versetzen, wo sie am 16. Oktober ihre Arbeit aufnahm und etwas später Rapportführerin und schließlich Stellvertreterin der Oberaufseherin Else Ehrich wurde. 1944 wurde sie nach Ravensbrück zurück versetzt, wo sie erst im Nebenlager Genthin Leiterin und schließlich wieder im Hauptlager Ravensbrück Oberaufseherin war.

Im KZ Majdanek spielte Hermine Braunsteiner eine besondere Rolle. Sehen Sie einen Zusammenhang mit ihrer Funktion und ihrem Sadismus?

Arbeitstechnisch verübte sie im Laufe ihrer Zeit dort verschiedene Tätigkeiten und Positionen: Von der Arbeit in der Kleiderkammer bis eben dann zur Rapportführerin und Stellvertreterin der Oberaufseherin.

Abseits davon, aber damit verstrickt, schien dort ihr Sadismus zum vollen Ausbruch gekommen zu sein. Während sie in Ravensbrück Insassinnen »nur« misshandelte, begann sie in Majdanek zu morden und dies wahllos und willkürlich: Männer, Frauen, Kinder.

Bei einer Selektion bemerkte sie aus dem Rucksack eines Mannes ein Wimmern als sie mit einer Peitsche auf ihn schlug (sie trug immer eine Peitsche bei sich). Sie befahl dem Mann den Rucksack zu öffnen. Heraus zog sie ein blutendes Kind. Hier gibt es unterschiedliche Quellen – ob sie es direkt tötete oder auf ein Lastwagen warf, zum Abtransport in die Gaskammer.

Sie schien einen besonderen Hass auf Kinder und Frauen (»Sind wie Scheiße« – so hat sie sich während des Majdanek-Prozesses geäußert) zu haben. Sie selbst war unfruchtbar, was wohl unweigerlich eine Komponente in der Zusammensetzung ihres Hasses diesbezüglich gewesen sein muss. Bemerkenswert ist in diesem Kontext, dass sie in dem Brief aus der Untersuchungshaft meine Mutter als »liebes Mädchen« bezeichnet. Eigentlich unglaublich. Sie holte mit ihrem Ehemann auch einmal ohne Vorankündigung meine Mutter aus ihrem Schulinternat in Graz ab – zum Schnitzelessen in das luxuriöse Hotel Weitzer. Für meine Mutter war Hermine Braunsteiner »Tante Hermi«. Ich habe viel Zeit bei meinen Großeltern verbracht und merkwürdigerweise kann ich mich daran erinnern, den Namen »Hermi« aus dem Mund meiner Großmutter gehört zu haben, ihre Aussprache war eigen – ohne damals zu wissen, um wen es sich handelt. Ich kann aber nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um »Hermi« Braunsteiner handelte. Aber das über sie in der Familie geredet wurde, scheint selbstverständlich.

Die Gefangenen in Majdanek gaben ihr den Sitznamen Kobyła.

Da die ausführenden Organe in den Lagern keine Namensschilder trugen, bekamen sie durch die Insassen und Insassinnen zwangsläufig so eine Art Spitznamen – da diese Leute, je nach Gefährlichkeit und Eigenart, ganz offensichtlich irgendwie benannt werden mussten.

Die Braunsteiner wurde in Majdanek ›Kobyła‹ genannt, was im Polnischen schlicht und einfach Stute bedeutet. Stute deshalb, weil sie, wenn sie keine Ohrfeigen oder andere Schläge mit den Händen vergab, Tritte mit ihren Stiefeln ausführte oder Menschen einfach tot trampelte. Ihre oft letalen Misshandlungen hatten aber viele Formen. Von extrem brutalen Selektionen bei Kindern, die sie an den Haaren packte und auf die bereitstehenden Lastwägen schmiss, bis hin zu Peitschenhieben. In Majdanek hatte sie oft auch einen Schäferhund an ihrer Seite, den sie ebenfalls auf Gefangene hetzte.

Abb. 2 — Weihnachtskarte an Hildegard und Renate Bex, 1959

Weihnachtskarte an Hildegard und Renate Bex, 1959 — Zur Abschrift

Wurde Frau Hermine Braunsteiner nach dem Krieg für ihre Verbrechen belangt?

Sie verbrachte vom 6. Mai 1946 bis 18. April und dann noch einmal vom 7. April 1948 bis 22. November 1949 Zeit in Haft. An dem Tag ihrer Entlassung wurde sie im Nachhinein durch das Wiener Volksgericht zu drei Jahren schwerem, »mit hartem Lager« verschärften Kerkers und zum Verfall ihres Vermögens verurteilt. Die Begründung lautete »Wegen Verbrechens der Quälerei und Misshandlung sowie wegen Verletzung der Menschenwürde«.

1964 wurde sie nach ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten von Simon Wiesenthal aufgeforscht und neun Jahre später in Auslieferungshaft genommen – wo sie gleich am ersten oder zweiten Tag den Brief an meine Großeltern verfasste – und nach Deutschland ausgewiesen.

Wie kam die Beziehung zwischen ihrer Großmutter und Frau Hermine Braunsteiner zustande?

Die beiden lernten sich als Zimmermädchen in verschiedenen Hotels in Kärnten kennen, wohl auf dem Weg zur oder an der einzigen Bügelmaschine im Ort Villach. Die Wäsche wurde in Leiterwägen dahin gebracht. Meine Mutter hat meine Großmutter mindestens einmal dabei begleitet. Ob sie die Braunsteiner dort oder bei einem gemeinsamen Badeausflug am Wörther See kennenlernte, kann nicht mehr eruiert werden.

Wusste ihre Großmutter um Hermine Braunsteiners Vergangenheit?

Was mir bekannt ist, nein. Wie sie den Brief aus der Untersuchungshaft gelesen hat, soll sie den Kopf geschüttelt und gesagt haben »Was da steht ist unmenschlich«.

Erläutern sie bitte den Kontext von der Fotografie vom Eibsee 1957.

Nun, die Rückseite ist handschriftlich von Braunsteiner vermerkt mit: »Von einem wunderschönen Urlaub am Eibsee«. Die Vermutung liegt nahe, dass sie kurz zuvor ihren zukünftigen Ehemann Russell Ryan in Kärnten (wohl in einer Samenhandlung) kennenlernte und mit ihm den Urlaub an der Zugspitze und am Eibsee verbrachte. Die Löwenbabies scheinen mir von dem Fotografen mitgebracht worden zu sein, als kleine Attraktion, um Touristen für den Kauf einer Fotografie zu animieren.

Wie konnte Frau Braunsteiner-Ryan in die USA emigrieren?

Meiner Großmutter gegenüber hat Braunsteiner öfters erwähnt, dass sie in die USA emigrieren möchte. Warum hat sie nicht gesagt, aber sie wird wohl geahnt haben, dass ihre Verurteilung für ihre Taten in Ravensbrück nicht das Ende der Fahnenstange sein würde, salopp gesagt.

Wussten die US amerikanischen Behörden von der Vergangenheit der Stute von Majdanek?

Nein, da sie bei der Einreise nicht die Tatsache angab, dass sie schon einmal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war.

Beschreiben sie den Kontext der Aufnahmen aus Lugano 1962.

Meine Großmutter arbeitete zu diesem Zeitpunkt mehrere Jahre in der Schweiz als Zimmermädchen in Hotels. Braunsteiner muss sie dort im Zuge eines Urlaubs besucht haben. Wer weiß, ob sie meine Großmutter in Österreich oder Deutschland aufgesucht hätte. Ich bezweifle es, da zu diesem Zeitpunkt bereits fieberhaft nach Josef Mengele und Adolf Eichmann gefahndet wurde. Letzterer wurde bereits Ende Mai 1962 in Israel hingerichtet.

Wie wurde Hermine Braunsteiner -Ryan enttarnt?

Durch Simon Wiesenthal und einer zufälligen Begegnung mit Majdanek-Überlebenden in einem Café in Israel, 1964. Die Frauen beschwörten Wiesenthal »Die Stute« ausfindig zu machen. Nachzulesen in seinem Buch RECHT, NICHT RACHE.

Zehn Jahre nachdem sie die US-Staatsbürgerschaft erhielt, wurde sie in Auslieferungshaft genommen – auf den Druck der Presseberichte und des Ausbürgerungsverfahrens verzichtete sie rückwirkend auf diese und wurde staatenlos. Sie hatte sehr große Angst nach Polen ausgeliefert zu werden. Von 1975 bis 1981 wurde über sie und andere im Majdanek-Prozess verhandelt, der, zumindest bis dahin, die längste und teuerste Gerichtsverhandlung in Deutschland war.

Wie haben die Menschen auf ihre Enttarnung reagiert?

Ein Reporter der NEW YORK TIMES ging den Spuren von Wiesenthal nach und fand sie schließlich im Stadtteil Queens. Ein Artikel auf der Titelseite der Zeitung war die Folge. Nachbarn empörten sich, es fanden Demonstrationen vor Braunsteiner’s Haus statt. Es passierte ein Bombenschlag – allerdings auf die falsche Hausnummer…

Die Zeitungsmeldungen in Österreich waren sehr kurz und knapp. Wieviel Aufmerksamkeit der Fall damals in ihrem Heimatland erregte, ist schwer nachzuvollziehen.

Wie reagierte Ihre Großmutter auf die Enthüllungen?

Das kann nicht meh rausgemacht werden. Meine Mutter kann sich an nichts erinnern und meine Großmutter ist bereits gestorben. Aber nachdem der Kontakt bis 1973, also neun weitere Jahre bestand, würde ich sagen, dass es keine allzu großen negativen Auswirkungen gab. Leider sind nur noch Fragmente des Briefwechsels erhalten geblieben.

Frau Braunsteiner-Ryan hat Ihrer Großmutter nach ihrer Verhaftung aus dem Nassau County Jail geschrieben. Was wissen Sie darüber?

Sie wurde am Karsamstag 1973 in Auslieferungshaft genommen. Gleich am nächsten Tag verfasste sie den Brief an meine Großeltern. Ihr Umgang damit hatte dieselben Züge wie ihre Äußerungen zu den Vorwürfen davor und danach. Selbstgerechtigkeit, Abweisung jeglicher Schuld auf den NS-Staat – dessen Befehle sie angeblich nur ausführte – sowie ihr unverblümter Judenhass, der nicht nur in dem Brief erkennbar wird, sondern den sie auch zuvor bereits in mindestens einem Zeitungsinterview zur Schau stellte. “Who do I mean by they? Who do you think – the Jews!” hatte sie dort verlautbart.

 

Mit Hund in New York, USA, 1967

Mit Hund in New York, USA, 1967

Wie kam es zur Auslieferung der Frau Hermine Braunsteiner-Ryan?

Am 22. August 1968 beantragte der amerikanische Staatsanwalt Joseph P. Hoey die Auslieferung Braunsteiners, nach vierjähriger Prüfung des Sachverhalts. Ziemlich genau fünf Jahre später, am 6. August 1973, wurde sie schließlich nach Deutschland ausgeflogen.

Zu welchem Urteil und welche Strafe kam der Prozess?

Sie wurde als einzige der angeklagten Personen zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Allerdings nur in drei von neun Anklagepunkten, da vieles schlicht und einfach nicht (mehr) eindeutig bewiesen werden konnte.

Die Verurteilung lautete: Selektion mit Mord an 80 Menschen, Beihilfe zum Mord an 102 Menschen und Selektion mit gemeinschaftlichem Mord an 1000 Menschen.

Wissen Sie, wie Frau Hermine Braunsteiner-Ryan ihre letzten Lebensjahre verbachte, bis zu ihrem Tod?

Sie wurde 1996 von den damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes begnadigt. Sie saß im Rollstuhl, da ihr ein Bein amputiert wurde wegen ihrer Zuckerkrankheit. Sie verlebte die letzten Jahre mit ihrem Mann in Bochum, in einer Art Rentner-Refugium aus Pflegeheim, Krankenhaus und Altenwohnheim. Sie hatten dort eine Wohnung mit zwei Zimmern auf 65 Quadratmetern und eine ehrenamtliche Betreuerin.

Einer ihrer Nachbarn hat eine Unterschriftenliste initiiert, um den Hinauswurf der Ryans zu erzwingen. Drei Parteien haben außer ihm selber unterschrieben. Braunsteiner starb schließlich 1999, nur wenige Monate nach meiner Großmutter.

Abschriften der Korrespondenzen

Brief verfasst von Hermine Braunsteiner-Ryan aus dem Nassau County Gefängnis, USA, 1973

Liebe Hilde, lieber Hugo!

Ihr werdet sicher auch sehr überrascht und zu gleicher Zeit darüber entsetzt sein, wo ich mich zur Zeit befinde. Leider ist es nun schon die fünfte Woche daß man mich verhaftete und so auch daß americanische Gefängnis von Innen kennen lernen muß. Es ist nicht leicht für mich zu ertragen, es ist eine andere Welt für mich um mit dieser Sorte Menschen hier zusammen leben zu müssen. Ihr könnt Euch ja nur zu gut vorstellen was für meinen armen Russ und auch mich, diese Zeit hier bedeutet. Wie ich mein so trautes Heim, meinen herzensguten Russ und meine treuen Vierbeiner vermisse, kann ich mit Worten erst gar nicht beschreiben. Dieses habe ich alles meinen meinen lieben Freunden den J. und auch dem deutschen Staat zu verdanken die es für nötig halten (auf den enormen Druck und Geldmacht der so beliebten Rasse) mich nach 34 Jahren für schuldig machen wollen, und so meine Auslieferung fordern um mich aufs neue wieder zu verurteilen, für all daß, was damals der deutsche Staat anordnete und ausführte. Man läßt mich nicht auf Kaution frei weil die deutschen es mit Fluchtgefahr verbinden. Wenn ich dies wollte, hätte ich nicht ja erst all die Jahre dafür gewartet. Noch ist alles unentschieden bei dem Gericht, und ich muß abwarten wie und was. Mein fester Glaube an den Herrgott und eine Gerechtigkeit lassen die große Hoffnung nicht sinken. Und ich weiß nur eines, daß Russ durch diese Situation nur noch inniger und fester mit mir verbunden ist, und zusammen geschmiedet sind, Russ wird immer mit mir sein, was auch noch kommen mag. Heute sind es gerade 15 Jahre, daß ich in diesem Land bin daß meine zweite Heimat sein sollte. Was für eine große Entäuschung, denn Ihr wißt ja gar nicht, mit welch Intrigen und schmutziger Handlung man diesen Fall nur behandelt, um mich ja zu brandmarken. Ich danke Dir noch lieb für Dein letztes Brieferl und mit den netten Bildern von Renates Hochzeit. Mein Gott, wie sind nur all die Jahre so dahin verflogen seitdem wir Renate in dem Institut damals als liebes Mädchen besuchten. Für Dich selbst auch wieder ein neuer Lebensabschnitt. Hilde ich freue mich so mit Dir, daß auch Du so einen lieben und guten Lebenskameraden noch in den Deinem Leben gefunden hast, nach all den bitteren unschönen Erlebnissen. So Du siehst der liebe Herrgott belohnte uns beide, als seine Kinder und bescherte uns mit einem lieben und guten Menschen noch daß restliche Leben, in herzlicher Verbundenheit und Harmonisch verbringen zu können. Sage bitte Renate, wir wünschen Ihr vom herzen zu Ihrer Vermählung alles Glück was man sich nur erdenken kann für eine glückliche Ehe und förderen Lebensweg zu zweit. – Liebe Hilde und Hugo, ich hoffe Ihr habt schöne und frohe Ostern mit viel Sonnenschein verbunden, wenn es Dir möglich ist lasse bitte wieder von Euch hören. Kannst direkt an obige Adresse schreiben. Nochmals alles Liebe und Gute für Euch Alle.

Herzlichste Grüße Deine Hermi.

Weihnachtskarte an Hildegard und Renate Bex, 1959

Liebe Renate!

Dir und Deiner Lieben Mutti ein schönes und frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Neujahr.

Tante Hermi

Meine liebe Hilde.

Ich habe Deine Anschrift verlegt so schreibe ich an Renate. Bitte schreibe mir doch wenn du Zeit hast einen langen Brief. Ich denke sehr oft an Dich, wie sich Dein Schicksal entwickelt hat, nach der Schweiz. Dann werde ich auch Dir einen langen, ganz langen Brief schreiben (schreiben) so ich Deine genaue Anschrift bekomme. Nochmal alles Liebe und Gute.

Deine Hermi